Die unerträgliche Leichtigkeit des Scheins oder Ein Halbes leben – Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens

Terézia Moras neuer Roman Muna oder Die Hälfte des Lebens ist eine spannende Herausforderung für alle Leser und Leserinnen. In für sie ungewöhnlicher Weise präsentiert die Autorin hier in einen Text, dessen schonungsloses Erzählen die autobiographische Perspektive der Ich-Erzählerin nutzt, um das Erwachsenwerden einer jungen Frau zu portraitieren, die sich selbst in ihren Umständen gefangen hält und darüber hinaus kaum Freiheit in den eingeübten gesellschaftlichen Arrangements finden kann. Ein wenig naiv mag es einem vorkommen, aber ist es das wirklich?

Immer noch irgendwo dazwischen – Ivna Žic: Wahrscheinliche Herkünfte

In ihrem jüngst erschienenen Buch Wahrscheinliche Herkünfte vereint Ivna Žic vier essayistische Texte, die sich mit ihrer Frage nach der Herkunft beschäftigen. Das Angebot ist vielfältig; die Autorin bewegt sich zwischen Poetikvorlesung und Recherchearbeit, zwischen Fragen nach unerzählten Teilen der Familiengeschichte und der Auseinandersetzung mit Sprache und Mehrsprachigkeit.

„Literatur darf nicht starr sein. Es gibt nicht irgendwelche starren Vorstellungen“ – Interview mit Christoph Geiser

Nach einem langen schriftstellerischen Leben würdigt der Secession Verlag das literarische Schaffen Christoph Geisers mit einer 13-bändigen Werkausgabe. Es wirkt wie ein Schlusspunkt. Doch schaut man genau hin, dann fällt auf: der 13. Band ist noch nicht einmal geschrieben. Ein Gespräch über die Herkunft, das literarische Leben und die Bedeutung der Literatur.

Zerrüttende Verhältnisse – Christoph Geiser: Brachland

Mit Brachland liefert Christoph Geiser die Fortsetzung seines Familienromans Grünsee und den zweiten Band seiner Werkausgabe. Im Mittelpunkt des Romans steht der Vater. Ein gesellschaftlich angesehener Kinderarzt, der auch gerne im Mittelpunkt der Familie stehen würde, dort aber aufgrund seiner patriarchalen Ansprüche untergeht und schließlich als selbstgewählter Außenseiter im Elsass landet.

Großmutters Landschaft, eine zerfallende Familie – Christoph Geiser: Grünsee

Christoph Geisers Roman Grünsee ist der erste Band der Werkausgabe, aber nicht der erste Roman des Autors. Dennoch scheint die Wahl ein kluger Zug zu sein, denn dieser Roman bietet einen wunderbaren Einstieg in die literarische Welt Geisers und damit auch in die zweibändige Familienerzählung. Der Leser folgt hier einem personellen Ich-Erzähler, der durchaus als ein Alter Ego des Autors erscheint und aus dessen Sicht die doppelsträngige Erzählung präsentiert wird. Aber – und das ist große Kunst – der Erzähler drängt sich nicht zwangsläufig als Hauptfigur auf, vielmehr begleitet man ihn durch Vergangenheit und Gegenwart, in denen er jeweils seinen eigenen Platz hat. Wobei das Vergangene eine Familiengeschichte zeigt, die sich vor allem in und um das Feriendomizil seiner Großmutter in Zermatt dreht, während das Jetzt bedeutsam das Resultat aufzeigt.

Nachmittägliche Aus-lese – Ferdinand von Schirach: Nachmittage

Nachmittage ist der neue Band von Ferdinand von Schirach überschrieben, in dem sich der Schriftsteller wieder einmal mit persönlichen ebenso wie mit juristischen Erlebnissen auseinandersetzt. Anders als in dem drei Jahre zuvor erschienenen Kaffee und Zigaretten beschäftigt sich von Schirach nicht mit frühen familiären Begebenheiten, sondern setzt sich als Autor, als Schriftsteller ins Bild – quasi im Nachmittag seines Lebens sich aufhaltend – und befasst sich vor allem mit dem Schreiben.